Sommer 2022

Sommer 2022

Was war das für ein Sommer.


Lieder wie ‚wann wir es endlich wieder Sommer‘ oder ‚It never rains in southern california‘ kamen einem in den Sinn.


Über zu wenig Sonne konnten wir uns wahrlich nicht beklagen, und die Temperaturen waren auch nicht zu niedrig. Also perfektes Kalifornienwetter, wie wir es uns alle immer gewünscht haben.


Nun ja, in dem einen oder anderen Garten wurde wie bei uns der Rasen braun, wogegen sich einige Zeitgenossen, auch in unserer Nachbarschaft, vehement wehrten und auch bei 38°C ihren Rasen wässerten.

Aber noch haben wir ja Wasser genug.


Deutsche Landwirte hatten teilweise Ernteeinbußen und einige sogar komplette Ernteausfälle. Und das was da über die Straße nach Düsseldorf wehte, war nicht der Rauch eines Brandes, sondern der Ackerboden des Bauern beim Unterpflügen des spärlichen Strohs und Eggen der Fläche. In Spanien und Italien wurde teilweise das Wasser rationiert, auch für die Landwirte. In Frankreich laufen die Atomkraftwerke nicht, weil es an kühlem Flusswasser fehlt, so dass Deutschland mit aus teurem Gas gewonnenem Strom aushelfen muss. Und dass die Bäume ihre Früchte im zeitigen Sommer unreif abwerfen und bereits im August statt im Oktober ihre Blätter verlieren. Ach ja, die Abgasbelastung auf dem Rhein hat zugenommen, da die einzelnen Schiffe aufgrund des starken Niedrigwassers nur ein Drittel ihrer sonstigen Ladung transportieren können und deshalb für die gleiche Menge drei Schiffe eingesetzt werden. Und Brasilien macht jeden Tag 1.400 Feuerchen in seinem schönen Regenwald. Für wen wissen wir alle.


Aber sonst war doch alles in bester Ordnung.


Oder?


Und wie sieht es bei den Bienen aus?


Die Bienen versorgen sich an Blüten mit dem was sie vorwiegend brauchen: Nektar und Pollen. Nur: es wurden ja nicht nur die Rasen braun, sondern auch die sonstige Blütenpracht hatte einen fast kompletten Ausfall. Und viele der Flugbienen hatten gar keine Zeit das Wenige einzutragen, weil sie mit dem Heranschaffen von Wasser beschäftigt waren für die heimische ‚Klimaanlage‘, bevor sie in ihren Bienenstöcken gegrillt wurden.


Zusammengenommen heißt das für die Bienen: Futtermangel.

Und zwar nicht nur für die fliegenden Geschöpfe unter ihnen, sondern ganz erheblich für die nachwachsende Brut. Und so blieben viele Brutnester klein bis sehr klein.


Ja, nach der Honigernte gehen die Bienen bei uns immer mit sehr viel Honig in den Bruträumen in den Herbst, aber wegen des Mangels an nektar- und pollenspendenden Blüten zur Eigenversorgung der Bienen war dieser Vorrat schnell aufgebraucht. Dieses Jahr müssen wir nicht nur die doppelte Ration an Winterfutter zugeben, sondern sind gezwungen mit speziellem Pollen- bzw. Eiweißfutter auszuhelfen, damit die Bienen genügend starke und gesunde „Winterbienen“ aufziehen können.


Aber so wie es aussieht, kriegen wir das hin, gemeinsam mit unseren geflügelten kleinen Freundinnen.


Die Wildbienen teilen das gleiche Schicksal. Da wir für jedes Honigbienenvolk auch mindestens ein Wildbienenhotel führen, gab es Nistplätze für alle. Wassersparende Kräuter und Wildblumen sorgten für ausreichend Futter. Und unsere Lavendelbüsche waren zur Blüte von unermüdlichen Summern durchpflügt.


Und hier unser Dank an Sie alle, die Sie den Kleinen einen Lebensraum und ausreichend Futter in Form von Wildblumenflächen- oder Kästen bieten.


Im Gegensatz zu den Honigbienen, die Nahrungs-Generalisten sind und ihre Nahrung in einem viel größeren Bereich suchen und finden können (ca. 3,5 km um ihren Stock herum, d.h. knapp 10 km2, sind Wildbienen oft Nahrungs-Spezialisten und bewegen sich in einem Bereich von maximal 700 Metern um ihre Brutstätte, also in Ihrer direkten Nähe. Und hier werden dann Ihre Pflanzungen wichtig, nein, sehr wichtig. Und hier ist es dann auch, im Gegensatz zu Rasenflächen, legitim, mit Wasser zu arbeiten.


Viele Wetterfrösche prophezeien uns derzeit, dass der Sommer dieses Jahr der kühlste der nächsten zehn Jahre war.


Sollte sich das bewahrheiten, sieht es auch für die Bienen nicht so rosig aus. Ja, wir Imker helfen so gut es geht, und auch Sie helfen mit Nistmöglichkeiten und Futterblumen, aber wenn einfach in der breiten Natur keine Blumen mehr blühen oder sie wegen Wassermangels keinen Nektar mehr spenden können, sieht es auch mit dem Honig mager aus.


Aber noch haben wir ja welchen.


Genießen Sie ihn!

Bis zum Herbst


Ihre "Privatimker"

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